EXIT Bildhauerhaus

Eine Ära des in sich begründeten

Wirkens und (Kunst)Schaffens im

Bildhauerhaus als Vereinssitz

‚Symposion Europäischer Bildhauer‘

ist zu Ende!

 

KARL PRANTL (1923-2010), Doyen der abstrakten Bildhauerei und Begründer der weltweit renommierten Symposions-Idee von St. Margarethen, dessen exemplarisches ‚Bildhauerhaus‘ als Vereinssitz, gerät unter die Räder… 

Dem Verein ‚Symposion Europäischer Bildhauer‘(SEB) am Hügel von St. Margarethen im Burgenland wurde im August der Vereinssitz - das exemplarische Bildhauerhaus (eine Architektur von Johannes Gsteu) - aberkannt. Eine Räumungsklage, angestrengt durch die Esterhazy-Holding (mit Vorstandsvorsitzendem Dr. Stefan Ottrubay) wurde vom OGH bestätigt, wonach die ‚Immobilie‘ umgehend an den Grundeigentümer Esterhazy abgegeben werden muss, obwohl sie vom Verein SEB mit öffentlichen Mitteln selbstständig erbaut wurde (1. Österreichischer Bauherrenpreis 1967 an Karl Prantl und SEB).

Das Urteil ging ausschließlich auf den Mietbestand des Bildhauerhauses ein und klammerte die eigentliche Materie - die einmalige Symbiose von Kunst, Natur- und Architekturraum aus. Das Bildhauerhaus, eingebettet in das vielschichtige‚ bildhauerische Oeuvre am Hügel von St. Margarethen, welches seit 1959 in mehreren Perioden erschaffen wurde und eine anhaltende, internationale Bewegung generiert, ist als Ort der Kommunikation und ‚Think Tank‘ weit über St. Margarethen ständig in Bewegung: www.bildhauerhaus.at

 

Verfahren

Kernthema der Gerichtsverfahren war die immer wieder auftretende Problematik, wie die wechselseitigen Rechte und damit das Mitspracherecht verschiedener Eigentümer unter Denkmalschutz gestellter Sachen zu handhaben sind. Die Gerichte nahmen die Herausforderung, diese Mitspracherechte generell einer Regelung zu unterziehen, nicht an und überließen den Eigentümern den zermürbenden alltäglichen Streit, wer wofür zuständig ist und wer welchen Maßnahmen der zusammengehörigen Sachen, im vorliegenden Fall eines geschützten Ensembles, zustimmen muss. Dass diesbezüglich ein Regelungsbedarf besteht, zeigen nicht nur die Steinskulpturen von St. Margarethen.

Im ständigen Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen und künstlerischen Interessen wird wohl damit kalkuliert, dass dem ausschließlich der künstlerischen Idee verpflichteten Verein gegenüber der Wirtschaftsmacht der Stiftung Esterhazy irgendwann die Luft ausgeht. Sind wir nun auch hierzulande dem Trend folgend: ‚das Recht des Mächtigeren zu untermauern‘ an einem neuen Scheideweg angelangt?

Dieser inhaltlich-anspruchsvolle Konnex von ‚Social Sculpture & Nature‘ (Joseph Beuys) wäre die juristisch-interessante Arbeit gewesen! Wie es scheint, in Österreich kein Thema? Non-Profit wird kurzerhand in Profit zu Gunsten des Landbesitzers umgemünzt? Ein kontemplativer Vereinssitz wird zum Foyer von ‚Neuem‘ degradiert? We are from New Austria! 

Besonders anspruchsvolle Sachlagen, wo frei zugängliche Kunst- und Naturräume seit Jahrzehnten mannigfaltig nutzbar - und durch öffentliches Interesse - mittels öffentlichen Steuergeldern unterstützt - diese Synergie mittragen, scheint zu komplex, auch für eine rechtstaatliche Judikatur dieses Landes.

Jetzt ‚schweben‘ die Steinskulpturen, die sich weiterhin im Besitz des Vereins SEB befinden, im ‚denkmalgeschützten Raum‘ und werden zunehmend vom ‚Esterhazy Opera Empire‘ mit dem neuen Logo ‚PIEDRA‘ marktgerecht vereinnahmt. Die KünstlerInnen und UrheberInnen von St. Margarethen würden sich dabei im Grabe umdrehen!

In Zeiten von Kitsch, Profit und Heimattümmelei ist der Vorgang, wie er derzeit in St. Margarethen stattfindet, ein unwiederbringlicher Verlust autonomen Wirkens und Vermittelns. Er entbehrt jeglicher (kunst)geschichtlicher Faktenlage und muss als ‚feindlicher Akt‘ von Urheberschaft beschrieben werden, welcher den Symposions-Gedanken konterkariert.

In den letzten Jahren fanden mannigfaltige, sinnstiftende Symposien und Veranstaltungen im Bildhauerhaus statt, welche einen erweiterten Diskurs zum ‚Vorhandenen‘ anstießen, wie z. B. das ‚International ChoreoLab Austria‘, der ‚Literaturraum im Bildhauerhaus‘, transmediale Workshops‚ Klausuren prominenter Kunst- und Architekturuniversitäten, die vor Ort neue Aspekte von Wissensvermittlung generierten.

Als Obmann des Vereins steht der Choreograph Sebastian Prantl (Sohn des Bildhauers und Begründers) nun vor der schwierigen Aufgabe, die Skulpturen vor der Vereinnahmung durch missverstandene, ‚museale Optimierung‘ durch eine private Holding mit ihren Vermarktungsinteressen entgegenzuwirken. (Der in Betrieb genommene Parkplatz am Hang lässt nichts Gutes erahnen.)

Insgesamt wurden in St. Margarethen seit 1959 von 120 internationalen KünstlerInnen über 150 Skulpturen aus dem besonderen Kalksandstein geschaffen. In seiner Gesamtheit entstand hier ein unvergleichliches kunsthistorisches Oeuvre. Heute befinden sich noch etwa 50 Kunstwerke am Ort ihrer Entstehung, verteilt über den südwestlichen Ausläufer des Hügels.

                                                                                                                        

Ziel

  • Ein übergeordneter noch zu erfindender ‚AUSTRIAN ART TRUST‘ (gemeinsam mit einem neu ausgebauten ÖSTERREICHISCHEN BUNDESDENKMALAMT, BILDRECHT, PRIVATEN PARTNERN und den ÖSTERREICHISCHEN GALERIEN als Garanten…) wäre am Ende eines auf Augenhöhe geführten Diskurses eine Lösung.
  • Das Land Burgenland und der Bund sind angehalten, gemeinsam mit SEB diesen einzigartigen Kunst- und Naturraum im ‚UNESCO Welterbe Neusiedlersee‘ weiterhin uneingeschränkt für die Öffentlichkeit zugänglich zu erhalten und die Skulpturen vor nicht legitimierten Nutznießern zu schützen.
  • Das ‚Europäische Kulturerbejahr 2018‘ wurde von der Europäischen Union (EU) zum Jahr des Bewusstseins für die europäische Geschichte und einer europäischen Identität ausgerufen. Ziel ist es, die Rolle des Kulturerbes für die Gesellschaft aufzuzeigen und die Bedeutung von dessen Erhaltung, Schutz und Zugänglichkeit hervorzuheben. St. Margarethen wäre ein Paradebeispiel für eine substanzielle kunstgeschichtliche, generationenübergreifende Aufarbeitung und Sensibilisierung!
  • Sollte der Steinbruch von St. Margarethen als ‚Wiege’ und Materialdepot von und für Wien nicht schon längst zum exklusiven Abbau für den Stephansdom und die Ringstraße reserviert sein (wie auch z.B. der Mailänder Dom seinen eigenen Steinbruch hat, um Restaurierung auch in Zukunft gewährleisten zu können)?

 

 

STATEMENTS

Friederike Mayröcker, Lyrikerin

... „Man hat Exempel, dasz oftmals Leute in Steine verwandelt sind. Also soll zu gewissen Jahreszeiten an bergigen Orten der Provinz auf der Mittagsseite eine Luft wehen, die ganze Kompanien von Herden, durch ihren Hauch an Anblasen sofort in Steine verwandeln. Die Steine werden schreien“ …

 (Aus einem Stein entsprungen: Aus einem Verwandtschaftshimmel zu Karl Prantls Arbeiten in Stein) 


Friedrich Cerha, Komponist

Das Ensemble der Steine auf dem Hügel von St. Margarethen, das in den von meinem Freund Karl Prantl 1959 begründeten Symposien Europäischer Bildhauer geschaffen wurde, ist das augenfälligste Dokument einer Erneuerungsbewegung in unserem Kulturleben, die österreichische Künstler zu dieser Zeit auf allen Gebieten (Musik: Gründung des Ensembles „die reihe“, Literatur und Geistleben: „Forum Stadtpark“) in Eigeninitiative und -verantwortung ins Werk gesetzt und damit Türen zur Internationalen Kulturwelt geöffnet haben. Die Gesamtanlage der Steine in diesem Stück Natur atmet den gemeinsamen Gestaltungswillen ihrer Schöpfer und stellt, abgesehen vom Kunstwert der einzelnen Steine, ein relevantes Stück österreichischer Kultur- und Zeitgeschichte dar. Sie in der bestehenden Form zu belassen und in einer ihrem Geist entsprechenden Form erlebbar zu erhalten stellt für mich eine unabdingbare Forderung an einen verantwortungsbewussten Denkmalschutz in Österreich dar.


Anna Kubach-Wilmsen, Bildhauerin

Mitinitiatorin des Symposions Tivoli bei Rom, Gründerin der ‚Fondation Kubach-Wilmsen‘ - ein Steinskulpturenmuseum in Bad Münster am Stein nach Entwürfen des japanischen Architekten Tadeo Ando 

In der 2000 - jährigen Europäischen Kunstgeschichte war der Stein, angefangen bei den Römern, dann im Mittelalter und in der Neuzeit, immer Material der Form, der Skulptur. Im Symposion Europäischer Bildhauer von St. Margarethen im Burgenland wurde seit 1959 der Stein neu entdeckt. Er war nicht länger Material der Form der Skulptur, sondern Formen, Skulpturen wurden Anschauungsmaterial des Steins. Die steinerne Darstellung von Macht, Politik, Religion, Zeitgeschichte war Vergangenheit.

In St. Margarethen wurde der Stein Gegenwart. Als Wolfgang Kubach und ich 1965 unser Studium der Bildhauerei an der Akademie in München beendeten, um uns der Materie Stein zu nähern, sagten unsere Kollegen verächtlich: ‚Die wollen zurück zu Adam und Eva‘. Während der Kunstmarkt über die abstrakte Skulptur aus Kunststoff, Edelstahl, Plexiglas, Schrott usw. diskutierte, war in St. Margarethen ein Freiraum entstanden für Bildhauer, unterwegs zum Stein. Karl Prantl hatte für uns alle den Weg bereitet. Der Weg war frei.

Heute wird immer wieder die Frage gestellt nach den Wurzeln der grünen Bewegung europaweit. Die Bildhauer von St. Margarethen haben 1959 die 1. Spur gelegt. Die Bildhauer kamen aus ganz Europa und schließlich aus der ganzen Welt, frei, ohne Auftrag, ohne eigenes Manifest. Und es entstanden Steinskulpturen, zunächst im Steinbruch und dann in der offenen Hügel Landschaft von St. Margarethen. Die Steine waren und wurden erneut Teil der Landschaft. 

Die Bildhauer legten die Steine frei und richteten sie auf im Licht der Umwelt, der Landschaft, der Planzen und Tiere und nicht zuletzt, im freien Lebensraum der Menschen ohne Eintrittskarte. Das Bildhauerhaus ließ die Bildhauer zusammenwachsen und war Unterkunft und Heimat.

Unsere erste Skulptur im Internationalen Bildhauersymposion Kaiserslautern 1970 war eine große Erdader (350 x 150 x 100 cm) ein Stein, der aus der Erde wuchs und sich wieder in die Erde zurück senkte. Dieser Stein war der Anfang einer lebenslangen Freundschaft mit Karl Prantl. Und unserer 2. Heimat im Bildhauerhaus von St. Margarethen.

Mit den vielen Steinen in der Erde.


Anna Maria Kupper, BildhauerinVisarte Schweiz

Ich war jung, ich war mutig, ich war selbstsicher. So bewarb ich mich 1971 für das Europäische Bildhauer Symposium in St. Margarethen im Burgenland.

Als junge Schweizerin, noch Schülerin an der Freien Akademie in Den Haag, wurde ich eingeladen, zusammen mit Kenghiro Azuma, Milena Lah, Alois Mandl, Ratko Petric und Heinz Pistol.

Wir waren ein gutes Team, jeder für sich, und doch alle zusammen. Das Bildhauerhaus war uns für zwei Monate Heimat und Ruheort. Wir kochten zusammen, wir aßen zusammen, wir diskutierten in langen Nächten. Nach zwei Monaten war der Hügel ein anderer Hügel, eine neue Welt entstand mit diesen sechs neuen Arbeiten. Eine Welt zum Begehen, zum Meditieren, zum Spielen, zum sich freuen. Ob Winter oder Sommer, die Werke auf dem Hügel verändern die Landschaft, es gibt neue Welten. Und diese Welten sollten bestehen bleiben, die Welt auf dem Hügel von St. Margarethen. Wir haben die Steine für diesen Ort gemacht, unser Herzblut hineingearbeitet, mit Freude für diesen Ort gewerkt.

(Skizze von 1971: ‚Skulpturenweg‘ am Hang des Kunst- und Naturraumes von St. Margarethen)


Barbara Haim, Bildhauerin

Witwe von Hiromi Akiyama, Bildhauer und Professor für Bildhauerei an der Kunsthochschule Karlsruhe

Der derzeitige Obmann von SEB in St. Margarethen, Sebastian Prantl, kümmert sich um das künstlerische Vermächtnis und einer entsprechenden Kunstvermittlung vor Ort. Er besitzt mein volles Vertrauen (und Vollmachten bezüglich Bild- und Urheberrecht) bezüglich der Skulpturenlandschaft und ihrer Ausrichtung – wie in den internen Vereinsabmachungen beschlossen. Das gilt im Spezifischen für die Skulpturen meines Mannes, Hiromi Akiyama, aus den Jahren 1967 und 1969 am Hang des Hügels von St. Margarethen, welche er im Rahmen des Symposions schuf. Hiromi Akiyama belässt diese zwei Skulpturen im Eigentum des Vereins SEB.

Für meinen verstorbenen Mann, Hiromi Akiyama war St. Margarethen der Ausgangspunkt seiner internationalen Bildhauerlaufbahn. Durch die Arbeits- und Lebensgemeinschaft im Bildhauerhaus St Margarethen entstanden Freundschaften und Verbindungen, die die Idee von Karl Prantl in die Welt hinaustrugen. Nicht zu vergessen, der berühmte Satz von Karl Prantl „Kunst ist Hilfe“, das war der Geist dieser Zeit, künstlerische Kraft und Idealismus waren der Antrieb für die damals entstandenen Skulpturen, keinesfalls materialistisches Denken. Dieses wichtige Anliegen und kunsthistorisch bedeutende Zeugnis ist in dem ursprünglichen Sinn zu erhalten und soll nicht kommerziell verfremdet, gar missbraucht werden.


Hana Seifertova, Kunsthistorikerin PhD                                                                                                                                                        

Die geniale Idee von Karl Prantl - Gründer der Internationalen Bildhauersymposien - einen entsprechenden Kunst- und Naturraum auf dem Hügel von St. Margarethen zu schaffen ist einzigartig. Eine Stelle mit starker geistiger Vergangenheit führte zu kontinuierlicher Entwickelung, zu jährlicher Begegnung der KünstlerInnen aus der ganzen Welt – Europa , Amerika, Asien… Die BildhauerInnen kamen als junge Menschen um wichtige künstlerische Impulse für ihre weitere Arbeit zu finden, welche ihr weiteres Schaffen grundsätzlich beeinflusste. Heute sind es oft berühmte KünstlerInnen. Die Idee der Bildhauersymposien fand Anklang in der ganzen Welt. Nach Prantls Beispiel hat sich ein globales, künstlerisches Netz von Symposien gebildet, das bis heute weltweit wächst und vielschichtig weiter lebt.

Der derzeitige Obmann in St. Margarethen, Sebastian Prantl, kümmert sich um Kunstvermittlung vor Ort und besitzt mein volles Vertrauen (und Vollmacht) bezüglich der Skulpturen – wie in den internen Vereinsabmachungen beschlossen. Das gilt im Spezifischen für die Skulptur meines Mannes, des tschechischen Bildhauers Jiří Seifert ‚Glockenturm für Jan Palach‘ aus dem Jahre 1969.

Das Bildhauerhaus – minimalistisch, sinnvoll für elementare Notwendigkeiten der Bildhauerei ausgestattet, organisiert das gemeinsame Leben vor Ort in idealer Weise. Eine einmalige Architektur, die der Idee des Symposions-Gedankens ganz entspricht. Die Wahl des griechischen Begriffs ‚Symposion‘ hat hier einenneuen, originellen Inhalt bekommen.

Besitzt Österreich ein weltweit wichtiges Denkmal aus dem 20. Jh. anderenorts? Hat Österreich eine einmalige Position aus den 50iger – 80iger Jahren des 20. Jh. die gerade heutzutage mit großem Engagement von Kunstinteressenten international verfolgt wird? Auch in diesen Agenden hat Sebastian Prantlvolles Vertrauen und Vollmacht meinerseits.Er kümmert sich um den guten Zustand des Hauses, welches er mit anspruchsvollen, kulturellen Aktivitäten bestückt. Man muss alles für die Erhaltung dieses originellen Kunst- und Naturdenkmals und deren entsprechende Nutzung etwas tun, bevor es zu spät ist.


Jo Enzweiler, Bildender Künstler

Gründungsrektor der Hochschule der Bildenden Künste - Saar, Professor für Malerei Initiator des "Institut für aktuelle Kunst im Saarland"

In einer langen Phase meiner Tätigkeit als Berater der Galerie St. Johann in Saarbrücken und der Leitung des Instituts für aktuelle Kunst in Saarlouis war die Verbindung zu Karl Prantl ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit.

Es war mir vergönnt, in vielen Besuchen im Burgenland sein Atelier mit dem Skulpturenfeld und das Symposion in St. Margarethen kennen und schätzen zu lernen.

Die erstaunliche fruchtbare Wirkung, die von Karl Prantl bis in unsere Region hinein gestrahlt hat, manifestiert sich hier in zwei Folgeprojekten, der „Straße der Skulpturen“ von Leo Kornbrust und den „Steinen an der Grenze“ von Paul Schneider.

Ich zitiere hier aus meinem Beitrag in einer Publikation zum Thema Europa, die kürzlich erschienen ist:

„Eine lange Zeit – bis zu seinem Tode – verbindet mich eine tiefgehende herzliche Freundschaft mit dem großen österreichischen Bildhauer Karl Prantl, der im Burgenland an der Grenze zu Ungarn gelebt und gearbeitet hat. Prantl hat seinerzeit auf Einladung von Paul Schneider einen Stein auf der Grenze meiner Kindheit im Projekt ‚Steine an der Grenze’ bearbeitet. Beide waren wir uns immer unserer besonderen Verantwortung bewusst – er im Burgenland (gebeutelt von geschichtlichen Umwälzungen) und ich im Saarland. Unsere Korrespondenz endete zumeist mit der Formel ‚Gruß von Ost nach West’, bzw. ‚Gruß von West nach Ost’. Die Grenzregionen haben in der abendländischen Kulturgeschichte eine besondere Bedeutung, weil hier der Gedanke eines friedlichen Europas grundgelegt wurde und täglich gelebt wird.“

(Jo Enzweiler: „... die französischen Einflüsse nie ganz verloren ...“. In: Beziehungsstatus: kompliziert. Dreißig Blicke auf die deutsch-französischen Beziehungen. Hg. Markus Gestier und Katrin Mikulcic. Saarbrücken 2017)

Es wäre sehr bedauerlich, wenn diese großartige europäische und international angelegte Lebensleistung durch nicht angemessene Eingriffe beschädigt würde.


Leo Kornbrust, Bildhauer

Initiator des Symposions "Straße der Skulpturen" in St. Wendel im Saarland, als Hommage an den Künstler Otto Freundlich und dessen pazifistischer Idee einer "Straße des Friedens", als europäischen Skulpturenstraße von Paris bis Moskau

Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich in St. Margarethen gearbeitet habe. Der Steinbruch, das Bildhauerhaus, Karl Prantl, die Kollegen und meine beiden Arbeiten.

Die  Skulpturen im Steinbruch von St. Margarethen bilden ein Ensemble, gewachsen in den vielen Jahren, wo dort gearbeitet wurde. Sie bilden eine Einheit. Wir Künstler wollten, dass die Arbeiten dort an Ort und Stelle bleiben. Wir wussten, dass sie hier in guten Händen waren. Wir ließen sie gerne zurück.

Vor etwa zehn Jahren bin ich noch einmal da gewesen, eine meiner Skulpturen war inzwischen umgezogen und stand nun in Pöttsching. Die Änderung war wohl notwendig geworden, weil sich im Steinbruch große Bewegungen (Oper, Architektur) ergeben hatten. Der Verein ‚Symposion Europäischer Bildhauer‘ hat deshalb einige Skulpturen umgebettet. Pöttsching ist auch ein guter Standort. Die Änderungen sind rücksichtsvoll und vorsichtig durchgeführt worden, und die verbleibenden Skulpturen im Steinbruch bilden immer noch eine Einheit. Ich habe das vollste Vertrauen in der Arbeit dieses Vereins und dessen Vorsitzenden Sebastian Prantl. Es sollte so sein, dass ohne sein Mitwissen keine Skulpturen umplatziert werden dürfen, weil er Auge für das Ganze hat. Und es ist gerade dieses Ganze, das damals die Bildhauerkunst, die Auffassung über Kunst im Aligemeinen, weltweit beeinflusst hat. Meine Frau, die Lyrikerin Felicitas Frischmuth, hat 1972 in unserer St. Wendeler Broschüre zu unserem Symposion in St. Wendel geschrieben: "Wir kennen die Symposionsarbeit seit Jahren. Der konkrete Anstoß dazu kam von Karl Prantl, der zusammen mit einigen Kollegen 1959 in St. Margarethen in Österreich unter den bescheidensten Umstanden das erste Steinbildhauersymposion begonnen hatte.

Von da aus hat es Impulse in alle Richtungen gegeben". Die Bildhauer in St. Margarethen wussten das intuitiv. Meine Frau schreibt: „Bei vielen Bildhauern schien ein bis dahin unausgesprochenes Bedürfnis vorzuliegen, gemeinsam etwas zu versuchen, mit der eigenen künstlerischen Arbeit neue Bereiche aufzuschließen." Deshalb war es allen klar, dass unsere Skulpturen hier bleiben sollten. An dem Standort, wo wir sie schufen.

Natürlich kann niemand die Zukunft voraussagen, und man muss unter Umständen auf Unvorhergesehenes reagieren. So hat Karl Prantl mit Fingerspitzengefühl für manche Skulpturen eine neue Bleibe gesucht und gefunden. Aber wie dem auch sei, es sollte immer um die Skulpturen gehen, und diese nicht zum schmückenden Beiwerk reduzieren. Es ist für mich unverständlich, dass die Skulptur von Pedro Tramullas als Dekoration in der Nähe des neuen Parkplatzes umgesetzt wurde. Wie ich selbst, war auch Pedro Tramullas 1967 in St. Margarethen (und auch Fritz Hartlauer, Hiromi Akiyama, Andre Rudavski und Toru Taki), wir haben uns gut verstanden. Seine Sicht der Dinge war die gleiche. Seine Skulptur ist als Teil des dortigen Symposions gedacht.

Noch einmal meine Frau (als Zuständige für das Wort): „Hier soll kein Markt zufriedengestellt werden, auch nicht Konsum an Kunst gedeckt werden, die Überlegungen gehen vielmehr dahin, wie der bildende Künstler ins allgemeine Geschehen, ins gesellschaftliche Gefüge miteingreifen und mit seinen Fähigkeiten mit-gestalten kann."  Deshalb ist auch das Bildhauerhaus so wichtig gewesen. Es war Teil dieser Philosophie.

Es ist mir unbegreiflich, dass der Verein nun offensichtlich ausziehen muss.

Aus meiner Sicht ist es dringend notwendig, dass für den Steinbruch von St. Margarethen und das dortige europäische Symposions-Kulturerbe eine Lösung gefunden werden muss, damit die Zerstörung und das Zerpflücken des einmaligen Symposions ein Ende hat. Die Skulpturen  zeugen gemeinsam, an den Standorten wo sie geschaffen wurden, vom Aufbruch der  Bildhauerkunst im 20. Jahrhundert. Das Land Osterreich sollte stolz sein, für ein solches  kulturelles Erbe die Verantwortung zu tragen. Und einsehen, dass es für eine verantwortungsvolle Verwaltung Experten braucht! Ohne die Stimme des Vereins Europäischer Bildhauer sollte gar nichts verändert werden dürfen!


Makoto Fujiwara, Bildhauer

Assistent von Karl Prantl in Japan, Initiator der Land Art Position ‚Japanische Linie‘in St. Margareten und des Symposion ‚Norge‘ in Norwegen, Professor für Steinbildhauerei an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin und Hannover

地政学的にも京都は面白い、ウイーンに対してグラーツである。明治以降モダーンな東京に対して京都は伝統に固守したが
しかし京都美大の彫刻科は早々にあたらしい方向を模索した。形への追求と空間への取り組みである。教授、助教授ともに
自力と他力の坊さんである。そして京都市には美校への投資はわずかだった。モデル代もない彫刻科は身じか
にある素材をもとに指導が始まった。1950年から60年にかけて 非具象’’に公立校として非難が殺到した。側で見守るる教授には自由な空気があった。 外では学制改革の嵐が吹きまくっていた頃である。  

                                                                                  (画像添付)

 

その空気を浴びた五人の仲間たちがサンクトマルガレーテンの丘に集まった。青い空、広い丘の上には  ich, Ich が個々を誇示している。シンポジウム10年の成果だがアトリエから出た作品展だ。空間を可視化する僕達の課題は違う。見えない大きな何かが見えてくる。   

10日間を討論に当てた。頭痛、腹痛、下痢、、、、、大地を補助材としてichを超える作品はできないものか。宇宙という空間への旅立ち、我々は丘の現場を知り尽くした。
作業は2ヶ月半に及び古来からの道具 クランペンで古来の作業法、すべて手仕事であった。終わって数日後新関在日ウイーン大使から色紙が届いた。                                                    

                                                                                                                                       画像添付

                                                     

‚Kommerzielle Gier am falschen Ort‘ zerstört nicht nur die einzigartige Konfiguration der ‚Land Art Position‘ der ‚JAPANISCHEN LINIE‘ im Steinbruch von St. Margarethen, sondern verringert ebenso das wertvolle Material für die Restauration von St. Stephan in Wien…


Marcel Fišer, Kunsthistoriker PhD

Sehr geehrter Herr Prantl, gestatten Sie mir, dass ich Ihnen auch meine Ansicht zu einer potenziellen Bedrohung des Areals des Bildhauersymposiums in St. Margarethen zukommen lasse. Als Kunsthistoriker habe ich mich in meiner Dissertation ausführlich mit der Geschichte der Symposien in deren ersten Phase von ihrer Entstehung im Jahr 1959 eben in St. Margarethen bis zum Ende der 60er Jahre befasst. Derartige Symposien wurden schnell zu einem allgemeinen Phänomen – schon zum Ende der sechziger Jahre hatten sie sich über Europa, Asien und Nordamerika verbreitet, und zwar in fast allen Disziplinen der bildenden Kunst, und waren zu bedeutenden Begleitaktionen von Olympiaden (Grenoble 68 , Mexico City 68) und Weltausstellungen (Osaka 70) geworden. Kurz gesagt, der Symposiums-Gedanke ist einer der bedeutenden Beiträge Österreichs zur Weltkultur.

In der Tschechoslowakei, wohin der Symposiums-Gedanke sehr bald von Bildhauern - die am Symposium in St. Margarethen teilgenommen hatten - gebracht wurde, entwickelte er sich direkt zum Symbol von politischer und kultureller Freiheit in der Zeit vor 1968. Es war keineswegs ein Zufall, dass in den Jahren nach der sowjetischen Okkupation fast alle wieder verboten waren und erst mit der Revolution von 1989 erneuert wurden.

Mit der Verbreitung dieses Phänomens über die ganze Welt wurde St. Margarethen immer mehr zur Legende und zu einem Wallfahrtsort der modernen Bildhauerei. Deshalb muss ich mit Beunruhigung feststellen, dass man heute mit diesem Ort nicht so pietätvoll umgeht, wie er es verdienen würde. Die zuständigen Institutionen und die breite kulturelle Öffentlichkeit Österreichs sollten sich bewusst werden, wie bedeutend der kulturelle Wert von St. Margarethen ist und was dadurch verloren gehen würde, wenn er uminterpretiert und missachtet würde.


Michael Pilz, Filmemacher

Präsident des Künstlerhauses, Wien - Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs

der bildhauer karl prantl und der ruster berg

nachgedanken zu den jüngsten vorfällen am und um den so genannten ruster berg bei sankt margarethen, burgenland, besser bekannt unter dem namen "römersteinbruch".

es war etwa 1962, als ich zum ersten mal diesem "berg" begegnete, dem steinbruch und den damals noch an zahl geringen steinskulpturen namhafter internationaler bildhauer, allen voran karl prantl, der einige Jahre zuvor das Internationale Bildhauersymposium gegründet hatte. ich fühlte mich an- und hingezogen und schließlich gefangen, von der einzigartigen atmosphäre, die dieser berg ausstrahlt, von  seinem da-sein, das er mit all jenen teilt, die ihm offen, neugierig, staunend - auf augenhöhe - begegnen.

die stimmung des ruster berges unterscheidet ihn deutlich von seinem umland, den sanften hängen im osten, abfallend zum neusiedlersee und den hügeln im westen,  angrenzend an die wiener vorberge. er hat die form einer zwischen rust am see und sankt margarethen unaufdringlich sich erhebenden bodenwelle, eine sanfte anschwemmung des panonnischen meeres vor millionen von jahren. seine bescheidene erscheinungsform trug wesentlich zum weitgehend ungestörten erhalt dieses besonderen charakters durch sehr lange zeiträume bei.

bis der weiche, gelb- und ockerfarbene stein, der ihm zugrundeliegt, zum willkommenen baumaterial für den wiener stefansdom und viele sakrale und profane bauten in seinem nahen und ferneren umfeld avancierte.

noch heute, 57 jahre nach meinen ersten an-rührungen, zieht mich dieser "berg" in seinen bann und ich erliege immer wieder seinen reizen: der unvergleichlichen verbindung seiner natürlichen, vielfältigen gaben, der nur hier in erstaunlicher reichhaltigkeit und einzigartigkeit zu begegnenden fauna und flora, dem milden panonnischen klima, dem die betörenden duftwolken seltener blüten und kräuter zu verdanken sind, dem grandiosen lichtspiel des weiten firmaments mit unvergesslichen wetter-, gewitter- und wolkenstimmungen.

jedes wiedersehen mit den ockerfarbenen erden, sanden, mit der sengenden hitze, den eisigen stürmen, mit den von dieser üppig wuchernden natur jahraus, jahrein - seit jahrtausenden - bereitgestellten qualitäten, den geradezu idealen voraussetzungen für lustvolles zusammenspiel, für die erweckung schöpferischer gaben, nicht zuletzt auch meiner eigenen neigungen, vorlieben und sehnsüchten, war wie ein "heimkommen", war wie die anrührung eines zutiefst vertrauten wesens, einer innigen liebe, einer art "göttlichen" segens. voller geheimnisse und unaussprechlicher gefühle.

ich kann nicht sagen, was es im einzelnen war, das mich sehn-süchtig danach werden ließ. die wild wuchernden gräser, die dornigen büsche, im herbst die schwer von früchten niedergedrückten brombeerstauden, die schier unendlich weiten horizonte, die flammenden sonnenuntergänge, die zahllosen, auf meiner haut niederprasselnden gewitterregen, das gehen mit bloßen füßen im feuchten gras, auf gelbbraunen erden, das sanfte streicheln des steins mit meinen "wachen" händen, das gefühl der schwerelosigkeit, des ungebundenseins, zwischen himmel und erde, zwischen den zeiten, dem vergangenen, dem künftigen, doch ganz klar im "hier und jetzt", - alles das und noch vieles mehr machte mich trunken und satt in meinem herzen, meiner seele und jedesmal fiel es mir sehr schwer, mich davon zu lösen, abschied zu nehmen, auch um nur tags darauf oder etwas später wiederzukehren und mich meiner trunkenheit von neuem völlig hinzugeben.

all das verführte mich im sommer 1967 zu einer "offenen" filmarbeit während des dreiwöchigen bildhauer-symposions im kleinen kreis wunderbarer menschen von nah und fern. dabei war das bildhauer-haus, von johannes gsteu errichtet, in seiner unvergleichlichen schlichtheit und "wärme", das organisatorische und emotionale zentrum, unserer alltäglichen zusammenkünfte, gespräche, des gemeinsamen essens und des ausrastens. mich interessierten fragen nach möglichen gemeinsamkeiten zwischen bildhauerei und filmerei, ich war den eigenen tieferen geheimnissen auf der spur.

insofern war der ruster berg für mich stets ein willkommener anlaß für die begegnung mit mir selbst.

ich kenne einige orte auf diesem blauen planeten, die mich auf eine ähnliche art und weise an-rühren. jedesmal empfinde ich es als eine große gnade, die mir widerfährt. ich bin sehr dankbar dafür. so danke ich auch dem ruster berg erfahrungen, erlebnisse, innere bilder - und klänge -, die mich in die stille führen, die meine sinne erwecken, die mich offen machen für das, was wir die geheimnisse des lebens nennen können. und wofür auch mir die worte fehlen.

die möglichkeiten, dieser trotz massiver industrieller einbrüche während vergangener jahrzehnte noch immer in weiten teilen intakten "natur" als eine art spiegel unseres selbst begegnen zu können, gehören zu jenen auf keinen fall preiszugebenden rechten einer gesellschaft, der natur wie auch kunst wichtig ist, weil ohne dies menschsein nicht denkbar, machbar, nicht lebbar ist.

möge all jenen, die sich um die nähere zukunft des ruster berges "sorgen", in aller klarheit vor augen stehen, was es hier zu erkennen, zu benennen und zu entscheiden gibt und daß es gilt, jeden gewaltsamen einschnitt in das gewachsene gefüge zu vermeiden. eine gesamt-gestalt, zu derem entstehen eine große zahl nennenswerter künstler aus allen weltgegenden und seit mehr als einem halben jahrhundert beigetragen haben, nicht nur materiell, in form gestalteter skulpturen, sondern auch emotional und geistig, durch andächtige hinwendung an jene natürlichen gesetzmässigkeiten und letztlich nicht zu diskutierenden lebensqualitäten, die wir alle in uns spüren, sofern wir uns um einsichten bemühen und die aufgaben nicht scheuen, licht ins eigene dunkel zu bringen.


Paul Schneider, Bildhauer

Obmann SEB, St. Margarethen von 1989 – 1993

Initiator des ‘Symposion an der Grenze‘ zwischen Deutschland & Frankreich im Saarland

Seit Bestehen des ‚Symposions Europäischer Bildhauer‘ ab 1959 sind einige Regeln und Gepflogenheiten von eingeladenen BildhauerInnen befolgt worden: Wenn man zum Symposion eingeladen wurde, durch Empfehlung oder Eigeninitiative (es war immer sehr unkonventionell), hat man sich zu Beginn verpflichtet, die erarbeitete Skulptur an dem Ort, wo sie geschaffen wurde, zu belassen. Sie war jetzt Eigentum des  Symposions. Den Standort hat in den meisten Fällen der oder die Künstlerin bestimmt, ebenso das Material und die Idee. Diese ungeschriebenen Gesetze sind von jedem Künstler und jeder Künstlerin eingehalten worden. Wir haben uns immer als Gemeinschaft empfunden und vieles gemeinsam entschieden.

Eine Skulptur ist unverletzlich und darf von Außenstehenden oder einer Gesellschaft nicht verändert werden. Das ist Urheberrechtsverletzung. Jede Skulptur eines Bildhauers oder einer Bildhauerin hat eine Aura und ist Denkmal und Zeitzeuge.

Da unzählige und vielfältige Symposien auf der ganzen Welt entstanden sind, kann man von einer globalen Kunstbewegung sprechen. Es hat aus den eigenen Reihen viele BildhauerInnen gegeben, die dieses Werk missionarisch weitergeführt haben. Alle Erfordernisse hier zu nennen, die ein Symposion benötigt, würde den Rahmen sprengen - vom Gemeinschaftsdenken sprach ich schon. Wirtschaftsdenken kommt dazu. Man muss viele Steinbrüche kennen um an geeignetes Material zu kommen. Kentnisse für brauchbares Steinmaterial und dessen Größenordnung einschätzen können. Logistik und Transport zu planen ist immer ein großer Aufwand… Ich denke, einiges Wesentliche habe ich kund getan.

Eines will ich noch erwähnen: Wenn man von Eisenstadt nach St. Margarethen kommt, sieht man von Ferne schon den Hügel von St. Margarethen mit den ‚hellen Punkten‘. Das sind alles Steinskulpturen aus Kalksandstein von St. Margarethen. Sie sind in vielen Jahren unter Karl Prantl entstanden. Dadurch ist der Berg nicht nur berühmt sondern er ist eine einzigartige Schönheit. Es wäre ein Frevel und eine Schande für Österreich, wenn er aus materiellen und touristischen Spekulationen verändert würde.

 

Sigrid Baumann-Senn,Autorin

Witwe von Herbert Baumann, Bildhauer und Professor für Bildhauerei an der Kunsthochschule von Stuttgart

Die Idee von Karl Prantl als Gründer der Internationalen Bildhauersymposien – einen entsprechenden Kunst- und Naturraum auf dem Hügel von St. Margarethen zu schaffen ist einzigartig. Ein bildhauerisches Engagement für die Aufarbeitung von geistiger Vergangenheit in Europa (Symposion Europäischer Bildhauer - SEB) führte zur kontinuierlicher Entwicklung und jährlicher Begegnung von KünstlerInnen aus der ganzen Welt – Europa, Amerika, Asien… Die BildhauerInnen kamen als junge Menschen, um wichtige künstlerische Impulse für ihre weitere Arbeit zu finden, welche ihr weiteres Schaffen grundsätzlich beeinflusste. Heute ist es wegweisendes Oeuvre von berühmten ProtagonistInnen, das hier seinen Anfang nahm. Die Idee der Bildhauersymposien fand globalen Anklang. Nach Prantls Beispiel hat sich ein vielschichtiges, künstlerisches Netz von Symposien gebildet, das bis heute weltweit weiter wächst.

Der derzeitige Obmann von SEB in St. Margarethen, Sebastian Prantl, kümmert sich um das künstlerische Vermächtnis und einer entsprechenden Kunstvermittlung vor Ort. Er besitzt mein volles Vertrauen (und Vollmacht) bezüglich der Skulpturenlandschaft und ihrer Ausrichtung – wie in den internen Vereinsabmachungen beschlossen. Das gilt im Spezifischen für die Skulptur meines Mannes, HERBERT BAUMANN, aus dem Jahre 1964 am Hügel von St. Margarethen, welche er im Rahmen des Symposiums schuf.

Österreichs wichtigstes bildhauerisches Denkmal aus dem 20. Jh. trägt die internationale Handschrift exemplarischer ProtagonistInnen und sollte als einmalige Position aus dieser Epoche des 20. Jh. gerade heutzutage mit großem Interesse für ExpertInnen und Kunstinteressente international verfolgt werden. In Zeiten von allgemeiner Disruption und Isolation ist kunstbasierte Forschung und Kommunikation ein essentielles Vehikel um Lebensinhalte neu zu begreifen. Auch im diesen Agenden hat Sebastian Prantl volles Vertrauen meinerseits. Er kümmert sich um den guten Zustand des Hauses, welches er mit anspruchsvollen, kulturellen Aktivitäten bestückt. Man sollte alles für Erhaltung dieses originellen Kunst- und Naturraumes und dessen entsprechende Nutzung tun, besonders angesichts allgemein zunehmender touristischen Ausbeutung von sinn-stiftenden Orten!


Simone Wille, Kunsthistorikerin PhD

Leiterin des vom FWF geförderte Projekt: Patterns of trans-regional trails

The materiality of art works and their place in the modern era: Bombay, Paris, Prague, Lahore - 1920s to 1950s.

Die internationale Bedeutung des ‚Symposions Europäischer Bildhauer‘ in St. Margarethen ist eine von zahlreichen Initiativen der künstlerischen Moderne, welche noch viel zu wenig erforscht ist.

Es gilt daher, die grenzüberschreitende, transnationale Bedeutung des Symposions dem Narrativ der Kunstgeschichte einzuschreiben, nicht zuletzt im Zusammenhang auf die Entwicklung der Nachkriegskunst in Österreich. Im Sommersemester 2018 war ich mit einer Gruppe Masterstudenten der Universität Innsbruck in St. Margarethen und in Pöttsching und wir konnten mit Hilfe der Familie Prantl eine Bestandsaufnahme von ausgewählten Kunstwerken am Hügel von St. Margarethen machen. Der Erhalt des Gesamtkunstwerks bestehend aus Bildhauerhaus und Steinskulpturen rund um den Hügel von St. Margarethen in seinem Originalzustand wird aus kunsthistorischer Betrachtung als äußerst wichtig und einzigartig betrachtet.


Werner Pokorny, Bildhauer

Professor für allgemeine künstlerische Ausbildung, Schwerpunkt Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 1. Vorsitzender des Künstlerbundes von Baden-Württemberg.

Symposion Europäischer Bildhauer von St. Margarethen, ein Dokument der Bildhauerei weit über Österreich hinaus.

Karl Prantl gehörte nicht nur zu den bedeutendsten Bildhauern seiner Zeit, sondern entwickelte mit seinem Symposionskonzept und dessen nationaler und internationaler Realisierung eine äußerst bedeutende und wichtige Form künstlerischen Austausches und künstlerischer Zusammenarbeit. In Europa, Amerika und Asien und durch seine engen Kontakte zu vielen nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern ermöglichte und realisierte Karl Prantl das Zusammentreffen, die Auseinandersetzung und die Zusammen-arbeit wichtiger künstlerischer Positionen.

Für das Wiedererstarken und die Neuorientierung der Bildhauerei nach 1945 ist Karl Prantl sicher eine der wichtigsten Positionen.Der Ort des Symposions Europäischer Bildhauer (SEB) in St Margarethen ist der internationale Kernpunkt dieser von Karl Prantl initiierten Bewegung und dessen Erhalt sicher von größter Bedeutung.


Zuzana Husárová, Forscherin und Autorin zur Literaturwissenschaft, PhD

Digitale Literatur und literarische Performancestudien, Comenius Universität, Bratislava, Slowakei

Das Bildhauerhaus in Sankt Margarethen ist seit über 50 Jahren ein Ort und Symbol künstlerischer Praxis, das nicht nur künstlerischen Schöpfergeist fördert, sondern auch jede Art der Zusammenarbeit unterstützt. Symposien, die an diesem exemplarischen Ort abgehalten wurden, verbreiteten sich in der ganzen Welt und lieferten eine Botschaft für die Notwendigkeit eines solchen Ortes, an dem Künstler mit der Natur arbeiten und den Umraum, in dem sie leben, bereichern können. Dies ist nicht nur ein Gewinn für Österreich, sondern für ganz Europa.

Sebastian Prantl trat in die Fußstapfen seines Vaters, erweiterte jedoch das Potenzial dieses Ortes, performative, literarische, musikalische und visuelle Künste einzubeziehen, sodass es sich zu einem Haus der kollaborativen Künste und zu einer unverzichtbaren Denkfabrik entwickelte. Ich verbrachte dort eine Woche mit meinen Studierenden des Instituts für Sprachkunst der Universität für Angewandte Kunst in Wien im Rahmen eines künstlerisch-performativen und literarischen Zusammenhangs und im Kontext eines bildhauerischen Vermächtnisses.

Ein Angriff auf das Oeuvre in seiner jetzigen Form ist nicht nur ein Angriff auf das Gebäude und sein künstlerisches Umfeld, sondern ein Angriff auf die gesamte europäische Künstlergemeinschaft. Das Erbe der Errungenschaften der Familie Prantl sollte in einer fortschrittsliebenden, kunstfördernden, auf die Menschheit ausgerichteten Gesellschaft nicht aus den Händen gegeben werden.